Zwei Ensembles auf den Spuren von Goethe und Schiller

Am von geschrieben & unter Brass Band Sachsen eingefügt.

Weimar. Zwei Menschen begegnen sich, lernen einander kennen und werden Freunde. Im Falle von Goethe und Schiller war dies nach ersten Begegnungen 1779 in der Karlsschule Stuttgart schließlich in Weimar neun Jahre später der Fall. Jedoch wird ihr Zustandekommen von der literarischen Expertenwelt nicht als selbstverständlich angesehen, waren sie doch in ihrem Wesen und stilistischen Schaffen bis dahin auf unterschiedlichen Wegen unterwegs.

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(C) VSB e.V. – Goethe und Schiller im Foyer der Weimarhalle

Grundsätzlich lässt sich dies ebenso auf die diesjährige, musikalische Liaison der Brass Band Sachsen mit dem Luftwaffenmusikkorps Erfurt übertragen, welche am vergangenen Wochenende ihren Höhepunkt fand: ein ausschließlich mit Profimusikern bestücktes, sinfonisches Blasorchester bestehend aus Holz- und Blechbläsern inklusive Schlagwerk auf der einen, ein fast ausschließlich aus Amateurmusikern zusammengesetztes Ensemble aus Blechbläsern mit Instrumenten englischer Bauweise und Schlagwerk auf der anderen Seite kamen zu einem hochklassigen Konzert am Freitag, den 24. März 2017 im großen Saal der Weimarhalle zusammen. Der Abend stand dabei unter dem Zeichen einer Benefizveranstaltung im Rahmen der Spendenaktion „Thüringen hilft“, deren Erlöse stets Thüringer Bürger in Not, sozial schwachen Familien, benachteiligten Kindern und Jugendlichen sowie Behinderten zu Gute kommen.

Ein Jahr arbeiteten die Organisatoren beider Seiten an dieser einmaligen Möglichkeit, zwei herausragende Klangkörper gemeinsam auf eine große Bühne zu bringen. Der Anstoß dieses Vorhabens kam dabei von den Musikern der Brass Band Sachsen, welche ihren Unterhalt eben in jenem Luftwaffenmusikkorps Erfurt verdienen. Speziell sind dies André Lehmann (Soprano Cornet), Manuel Moser (2nd Horn) sowie Christopher Passet (Flugelhorn). Für die MusikerInnen der Brass Band Sachsen versprach dieses Projekt ein besonderes Erlebnis zu werden, aber auch das Ensemble der Bundeswehr, insbesondere sein musikalischer Leiter Oberstleutnant Burkhard Zenglein, zeigten sich sofort offen für die Idee.

Den ersten Konzertteil bestritt die Brass Band Sachsen als noch amtierender Europameister der Challenge Section. In ihrem Programm verfolgten Sie insbesondere das Ziel, sowohl dem Publikum als auch den Profimusikern des Luftwaffenmusikkorps Erfurt das Dynamik-, Klang- und Genrespektrum aufzuzeigen, welches eine Brass Band zu leisten in der Lage ist. Darüber hinaus sollte dem Zuhörer hörbar gemacht werden, dass Amateurmusiker mit ihrer grenzenlosen Motivation zum Üben sowie ihrer unbändigen Spielfreude einem Profimusiker in Sachen Technik wie auch Musikalität in nichts nachstehen müssen.

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(C) VSB e.V. – Brass Band Sachsen während ihres Konzertbeitrages

Mit einem Klassiker ihres Repertoires, dem Marsch „Knight Templar“ (G. Allen), eröffnete die Brass Band Sachsen den Abend. Darauf folgend ergriff André Lehmann als Solist mit seinem Soprano Cornet und Leoncavallos Arie „On with the Motley“ gefühlvoll und dynamisch wohldosiert musizierend die Herzen der Zuschauer. Im Zentrum des ersten Konzertteils stand – voraussichtlich das letzte Mal – das Originalwerk „Blackout“ des Österreichers Thomas Doss, welches die Band im Jahr 2016 als Pflicht- bzw. Wahltitel intensiv begleitete. Nach dem regen Treiben in der Großstadt bildete Richard Strauß‘ „Allerseelen“ einen wohlverdienten Ruhepunkt mit atemberaubenden piani, welche nach dem Konzert auch bei den Profimusikern des Luftwaffenmusikkorps für Bewunderung sorgten. Mit Klassikern wie „McArthur Park“ (J. Webb) sowie „All Night Long“ (L. Richie) als Zugabe beschloss die Brass Band Sachsen ihren musikalischen Beitrag vor etwa 600 frenetisch klatschenden Zuschauern.

Nach einer wohlverdienten Pause samt Komplettumbau der Bühne sollte das selbstredend nicht minder unterhaltsame Programm des Luftwaffenmusikkorps Erfurt folgen, denn die MusikerInnen in Uniform sind nicht nur für die mitreißende und musikalische Vielfalt ihres Programms berühmt. Sie werden auch für die hohe, künstlerische Qualität ihres Spiels geschätzt. Unter anderem mit zwei kernigen, aber edel musizierten Märschen sowie den weltberühmten Melodien des Musicals „My Fair Lady“ (F. Loewe) sorgte das Orchester für den ein oder anderen mitwippenden Fuß.

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(C) LWMK – Das Luftwaffenmusikkorps Erfurt während ihres Konzertbeitrages

Als wäre der Konzertabend nicht schon von einigen musikalischen Höhen geprägt gewesen, schickten sich beide Ensembles infolge des bittenden Applauses an, mit dem Choral „Walking with God“ und dem Konzertmarsch „Skyrider“ gemeinsam auf der Bühne zwei Zugaben zu zelebrieren. In die Nacht entlassen wurde das Publikum schließlich mit der Deutschen Nationalhymne, welche bei Konzerten des Luftwaffenmusikkorps traditionell den Abschluss bildet und damit dem Abend final den Kranz der Festlichkeit umhing.

Zwischen all der Musik blieb den Musikern beider Orchester an diesem Tag dennoch ausreichend Zeit, einander kennenzulernen und über allerlei musikalischer Themen zu fachsimpeln. In den Gesprächen kristallisierte sich  schlussendlich die Tatsache heraus, dass die Begeisterung über die Durchführung dieses Projektes auf beiden Seiten vorherrscht.

Im Namen der Vereinigung Sächsischer Blechbläser e.V. danken die MusikerInnen der Brass Band Sachsen den Organisatoren des Luftwaffenmusikkorps Erfurt sowie den Verantwortlichen der Weimarhalle für das Gelingen dieses besonderen Abends in einer der musikalischen Hochburgen Deutschlands und sind einer Wiederholung zu gegebener Zeit sowie gegebenem Ort nicht abgeneigt.

Thomas Schneider (Schlagwerk)

 

Das komplette Programm des Abends:

BRASS BAND SACHSEN (Chefdirigent: Eoin Tonner)

Knight Templar (G. Allen)
On with the Motley (R. Leoncavallo)
Blackout (T. Doss)
Allerseelen (R. Strauß)
McArthur Park (J. Webb)
All Night Long (L. Richie)

— Pause —

LUFTWAFFENMUSIKKORPS ERFURT (Chefdirigent: Burkard Zenglein)

Adlerflug (H. L. Blankenburg)
Theatre Music (P. Sparke)
My Fair Lady (F. Loewe)
Samba Dee’s godda do it (T. Kubis)
Jubelklänge (E. Uebel)

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(C) LWMK – Die Chefdirigenten Tonner und Zenglein nehmen den frenetischen Beifall entgegen


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